Wir alle sind regelmäßige Besucher der Marktkirche, ob als Gemeindeglieder oder als Gäste aus anderen Gemeinden. Wir wollen über die Gestaltung unserer Marktkirche einen konstruktiven Dialog anstoßen, denn wir haben Angst um unsere Kirche, die sich ohnehin schon über ihren Mitgliederschwund wundert und die Ursachen nicht erkennt.
Ein singuläres buntes Fenster in der ansonsten bewusst schlicht gehaltenen Marktkirche würde optisch herausstechen wie eine Neonreklame. Ein Gesamtkonzept für die Gestaltung des Kirchraums halten wir daher für notwendig, bevor die Entscheidung fällt, ob das „Reformationsfenster“ hier bei uns oder anderswo eingebaut wird. Über solch eine Gestaltung darf nicht losgelöst von ihrem Kontext entschieden werden.
Einzelmaßnahmen, mit denen der Eindruck entstünde, großzügige Spender könnten ein Stück der Marktkirche als Ausstellungsfläche für sich oder ihre Freunde erkaufen, lehnen wir ebenfalls ab. Die Gestaltung des Kirchraums sollte im Dialog mit Gemeindegliedern und Besuchern erfolgen und die Gesamtgestaltung im Blick behalten. Schon jetzt ist von einem Schröder-Fenster die Rede. Bei allen Verdiensten die Herr Schröder um seine Stadt und unser Land gehabt haben mag, aber eine Kirche ist keine Altkanzlerbühne.
Deshalb Wir ergreifen wir das Wort für zahlreiche Gegner des sogenannten „Reformationsfensters“ und bringen in der Hoffnung auf Heilung des Entscheidungsprozesses zum Ausdruck:
· Die Gemeinde ist zu der Verwendung der großzügigen Spende nicht befragt worden, eine Gemeindeversammlung zu diesem Thema hat nicht stattgefunden.
· Die sogenannten „Informationsveranstaltungen“ wurden fast ausnahmslos von Befürwortern des geplanten Kirchenfensters gestaltet.
· Zwar vertritt der Kirchenvorstand einer Gemeinde diese und ist verantwortlich für die Führung der Geschäfte, der Kirchraum dient aber dem Gemeindeleben.
· Wir lehnen nicht eine Umgestaltung des Kirchraumes oder Neugestaltung der Fenster ab, aber den vehementen Eingriff in das Gesamtkunstwerk durch ein singuläres ausdrucksstarkes Fenster.
· Eine Umgestaltung müsste in die Entwicklung eines Gesamtkonzepts eingebunden sein, das von der Gemeinde in Absprache mit dem Urheberrechteinhaber geplant würde.
· Auch wird die Marktkirche als Predigtstelle des Bischofs, Predigtstelle des Stadtsuperintendenten, als Citykirche und Ort der Cityseelsorge regelmäßig von Gläubigen anderer Gemeinden besucht, sowie von den Besuchern der Konzerte und kulturellen Veranstaltungen. Sie ist Anlaufstelle für Ruhesuchende, Obdachlose und Sinnsuchende. Wir möchten, dass von ihnen mindestens ein Meinungsbild zur Gestaltung des von ihnen genutzten Kirchraums eingeholt und berücksichtigt wird.
· Es geht uns auch nicht darum, Kirchengemeinden das Recht auf Umgestaltung ihrer Kirche zu beschneiden, sondern um Kommunikations- und Entscheidungswege.
· Wir Gegner dieses konkreten Fensters halten zudem ein „Lutherfenster“ in Zeiten des Mitgliederschwunds der christlichen Kirchen für das falsche Zeichen: Die Marktkirche als Citykirche muss die Gemeinschaft der Religionen betonen und sich neu orientieren, was sicher unter Leitung des neuen Marktkirchenpastors unter Beteiligung der Gemeinde geschehen wird. Diese Orientierung spiegelt sich immer auch in gestalterischen Maßnahmen wider.
· Um die Marktkirche herum finden im City-Dialog der Landeshauptstadt konstruktive Dialogformate statt, die bereits heute zeigen, dass es auch anders geht.
· Ein einzelnes Fenster würde nicht nur die Ästhetik der Symmetrie und Schlichtheit in dem Kirchengebäude durchbrechen, sondern auch Künstler und Spender in eine zu exponierte Position heben.